Hochspannende Endphase
Fast eine 3:0-Führung verspielt: Hochspannende Endphase
Gruppenliga Frankfurt Ost: FSV Bad Orb – VfB Oberndorf 3:2 (0:0)
Über eine Stunde lang war der Klassiker der Spessart-Rivalen FSV Bad Orb und VfB Oberndorf in der Gruppenliga Frankfurt Ost über weite Strecken von der Taktik geprägt. Nach einem Doppelschlag von Mirza Becirovic und Julian Schmitt sahen die Gastgeber bei einem 3:0-Vorsprung nach 79 Minuten wie der sichere Sieger aus. Zwei Tore von Gästespieler Lukas Hagemann innerhalb einer Minute verliehen dem Match eine hochdramatische Endphase, in der die Gäste alles auf eine Karte setzten und die Kurstädter nach einer achtminütigen Nachspielzeit am Ende doch noch jubelten. Der letzte FSVHeimsieg gegen den VfB aus gemeinsamen Gruppenligazeiten datierte aus der Saison 2006/07.
Wer weiß, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn Oberndorfs Torjäger Kai Helmchen nach sechs Minuten seine „Monsterchance“ genutzt hätte. Leon Bien setzte mit einem Steckpass seinen Sturmkollegen in Szene, der alleine auf Bad Orbs Torwart Karim Maach zulief und diesen anschoss. Den Abpraller brachte Helmchen erneut auf das Tor, doch Yannik Peters grätschte artistisch den Ball von der Torlinie weg.
Danach sahen die über 400 Fans ein Spiel, das taktisch geprägt war und von der guten Grundordnung beider Teams in der Defensive lebte. Die Offensivaktionen blieben zumeist in Ansätzen stecken oder wurden zu überhastet ausgespielt. Mitte des ersten Durchgangs setzte Oberndorfs Fabian Engel einen Schuss aus 25 Metern knapp über die Querlatte. Auf der Gegenseite war VfB-Torhüter Mitja Hofacker bei einem Abschluss von Georg Tjart gefordert. Bis zur Pause neutralisierten sich beide Teams, ohne in der Offensive Akzente zu setzen.
Auch die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff bot das gleiche Bild. Kampf, Einsatz, Leidenschaft auf beiden Seiten ohne die spielerischen Akzente schienen auf einen torlosen Klassiker hinzudeuten, ehe wenig später die Partie richtig Fahrt aufnahm. Bad Orbs „Kilometerfresser“ im Mittelfeld, Gianluca Koch, bediente Torjäger Becirovic, der den Ball im Strafraum super mitnahm und mit einem Flachschuss ins kurze Eck zum 1:0 traf. Kurze Zeit später hebelte Bad Orbs Schmitt mit einem schönen Schnittstellenpass das Abwehrzentrum des VfB aus. Erneut hatte Becirovic freie Bahn und erzielte abgebrüht das 2:0. Elf Minuten vor dem Ende schien der Drops im Klassiker gelutscht. Becirovic hatte links im Strafraum alle Freiheiten, seinen Querpass schoss Schmitt trotz Bedrängnis von Dennis Nix zum 3:0 ins Tor. Die Gastgeber wechselten munter durch und sahen wie der sichere Sieger aus. Oberndorf steckte nie auf und zog Lukas Hagemann von der rechten Seite ins Sturmzentrum. Per Freistoß aus 20 Metern gelang Hagemann nach 88 Minuten das 3:1. Plötzlich hatten die Gäste Blut geleckt, während der FSV zeitweise seine gute Ordnung verlor. Eine Hereingabe von Lukas Röder verwandelte in der Mitte Lukas Hagemann nur eine Zeigerumdrehung später zum 3:2.
Beim FSV setzte das große Zittern ein. In der Vorsaison gelang Oberndorf in der 95. Minute durch Torwart Felix Kania noch der Lucky Punch zum 2:2, dieses Mal hatte der Fußballgott kein Mitleid mit den Gästen. Bad Orb brachte den knappen Vorsprung über die Zeit, sodass der neue Trainer Marco Gaul mit seinem Sieg im Spessart-Klassiker einen Einstand nach Maß feierte.
FSV Bad Orb: Maach – Kosuta (84. Koch), F. Begemann, Peters, Schmitt, Dauth, Koch (80. Hessberger), Tjart (74. Grauel), Becirovic (80. Hein), Zintel (90. Becirovic), Brando.
VfB Oberndorf: Hofacker – N. Fedotov (86. E. Korn), Nix, Engel, N. Hagemann, Stoppel (90. Helmchen), L. Hagemann, L. Röder, Helmchen (64. A. Muminovic/75. E. Muminovic), Thomas, L. Bien.
Schiedsrichter: Krah (Herolz).
Zuschauer: 420.
Tore: 1:0, 2:0 Becirovic (63./69.), 3:0 Schmitt (79.), 3:1, 3:2 L. Hagemann (88./89.).
Beste Spieler: Koch, Dauth, Becirovic (Bad Orb) – Nix, Engel, L. Hagemann (Oberndorf).
Trainerstimmen
Marco Gaul (Trainer FSV Bad Orb): „Ich bin heilfroh über die drei Punkte. Wer weiß, wie es läuft, wenn der VfB am Anfang seine Großchance nutzt. In der zweiten Halbzeit haben wir körperlich und lauftechnisch eine Schippe draufgelegt. Die Tore von uns waren gut herausgespielt. Ich habe dann großzügig gewechselt. Nach dem Doppelschlag der Gäste wurde es nochmal eng, letztlich haben wir den knappen Vorsprung über die Zeit gebracht.“
Marco Hillig (Sportlicher Leiter FSV Bad Orb): „Am Ende ist alles gut. Wir haben die drei Punkte und wollen versuchen, am Wochenende in Großkrotzenburg nachzulegen.“
Nico Thomas (Spielender Co-Trainer VfB Oberndorf): „Es fühlt sich sehr enttäuschend an. Wir waren in den ersten 20 Minuten richtig gut drin im Spiel. Wenn Kai Helmchen das Tor macht, wäre ich gespannt gewesen, wie Bad Orb darauf reagiert hätte. Es war eigentlich ein offenes Spiel, dann machen wir den Fehler im Aufbau, verlieren eine Viertelstunde unsere Ordnung und liegen 0:3 hinten. Am Ende sind wir nochmal rangekommen, es hat jedoch nicht mehr gereicht. Auch wenn es schwerfällt, war es ein verdienter Sieg für Bad Orb.“
Lukas Röder (Spielausschussvorsitzender und Spieler VfB Oberndorf): „Die Enttäuschung überwiegt. Bad Orb hat im Endeffekt verdient gewonnen. Sie waren dynamischer, fitter und frischer als wir, gerade in der Phase, in der ihre Tore fielen. Trotz der Topchance von Kai Helmchen waren unsere Möglichkeiten bis zu den Toren eher Zufallsprodukte, auch in der Spieleröffnung hatten wir Luft nach oben.“

Quelle: GNZ 4. August 2025 Autor: gük • Fotos: LEHMBERG