Marvin Begemann lebt seinen speziellen Profi-Traum
Der ehemalige Gruppenliga-Spieler des FSV Bad Orb arbeitet im Analyse-Team des FC Schalke 04
Fußball. Im Kindesalter träumen viele Jungs davon, Profifußballer zu werden. Der ehemalige Bad Orber Gruppenligaspieler Marvin Begemann hat seinen Traum in die Tat umgesetzt. Zwar agiert der Abwehrspieler nicht als Fußballprofi, dafür ist der studierte Sportwissenschaftler im Analyse-Team des Bundesliga-Absteigers FC Schalke 04 hauptberuflich tätig. Das Hauptaufgabengebiet ist die Videoanalyse, hier will Schalke 04 in naher Zukunft eine Spielphilosophie für die „Knappenschmiede" entwickeln. In der Vergangenheit schnupperte der in Wächtersbach aufgewachsene Analyst bei Eintracht Frankfurt und Mainz 05 bereits Bundesligaluft. Im Gespräch mit der GNZ gibt der 26-Jährige Einblicke in seinen Arbeitsbereich.
GNZ: Wie kam Ihr Engagement beim FC Schalke 04 zustande?
Marvin Begemann: Mein Professor Dr. Ulrich Frick wurde von seinem Freund Doktor Andreas Schlumberger, der seinerzeit auf Schalke für die Athletik und Gesundheit der Spieler zuständig war, nach einem Analysten im Bereich Daten und Video gefragt. Nach einigen Gesprächen mit den Verantwortlichen des Clubs bekam ich das Angebot und sagte zu. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga bin ich in der Videoanalyse mit eingebunden, um eine neue Spielphilosophie mit zu gestalten und zu entwickeln. Dabei geht es darum, alle Teams von der „Knappenschmiede" zu begleiten, zu filmen und zu analysieren.
Welche Aufgaben lallen in Ihren Tätigkeitsbereich?
Ganz grob gesagt, die Trainings- und Spielaufbereitung. Ich werte Daten wie Ballbesitz, Laufleistung und andere spezifische Parameter aus. Diese Angaben sind für alle Abteilungen als Unterstützung und Hilfestellung für Entscheidungen wichtig. Die Videoanalyse hilft hauptsächlich den Trainern weiter, sich Spiele unter taktischen Aspekten für individuelle Spieler oder der ganzen Mannschaft nachzubereiten, und weitere Schlüsse daraus zu ziehen. Auch hier können Daten helfen, die Teams zu verbessern.
Wie läuft ein Arbeitstag im Analyse-Team ab?
Um acht Uhr beginnt der Tag. Ich stimme mich mit dem Physio-Team über das Wohlbefinden und die Trainingsintensität der Spieler ab. Anschließend wird das Training vorbereitet, man schaut sich den kommenden Gegner an oder analysiert noch das eigene vergangene Spiel. Der ganze Tag ist also mit Fußball gefüllt. So ein Tag dauert etwa zwölf Stunden. Gegen 20 Uhr ist dann meistens Feierabend. In einem Monat hat man vielleicht zwei, drei Tage frei. Aber ich liebe diesen Beruf, deshalb ist das keine wirkliche Arbeit für mich.
Wie empfanden Sie die Atmosphäre bei den Geisterspielen, als Schalke noch Bundesligist war?
Natürlich ist das nicht schön, so ganz ohne Fans. Es ist sehr ungewöhnlich, weil man alles hört, was die Spieler, Trainer und Offizielle sagen. Meine erste Station im Profifußball hatte ich mir schon etwas anders vorgestellt. Ohne Zuschauer fehlen die Emotionen und das ganze drum herum, was einen Stadionbesuch ausmacht. Umso schöner ist es jetzt, dass zumindest wieder ein Teil Fans rein kann, das ist auf Schalke schon ein ganz anderes, spezielles Gefühl. Und die Zweite Liga hat in Sachen Fans und Atmosphäre durchaus etwas zu bieten.
Stichwort eigene Karriere: Wie sind die Perspektiven für die Zukunft?
Stand jetzt, habe ich noch bis Juni 2022 einen Vertrag beim FC Schalke 04. Wie es danach weiter geht, ist natürlich noch nicht absehbar. Ich möchte selbstverständlich weiter im Profibereich tätig sein, deshalb werde ich meine eigene Karriere wohl hintenanstellen müssen. Ich verfolge meinen Heimatverein, den FSV Bad Orb, natürlich voll und ganz, und vermisse es, mit meinen besten Freunden und meinem kleinen Bruder Felix zusammen zu spielen.